Das Zafimaniry-Dorf: Erbe, Kultur und Handwerkskunst

Eingebettet in die bewaldeten Berge im Südosten des zentralen Hochlands von Madagaskar, etwa vierzig Kilometer von Ambositra entfernt, gehören die Dörfer der Zafimaniry zu den authentischsten und abgelegensten des Landes. Nur zu Fuß erreichbar und oft in Nebel gehüllt, wirken diese über die Berghänge verstreuten Weiler wie aus der Zeit gefallen. Die Zahl der Zafimaniry wird auf etwa 25.000 geschätzt – eine Bevölkerungsgruppe, die aus den Betsileo hervorgegangen ist und sich in diesen Höhen niedergelassen haben soll, um der Zwangsrekrutierung durch Königin Ranavalona I. zu entkommen. Abgeschottet von der Außenwelt entwickelten sie ein einzigartiges handwerkliches Können in der Holzbearbeitung, das eng mit ihrer Geschichte verbunden ist.

Ihre Architektur ist bemerkenswert. Die Häuser, gebaut aus wertvollen Hölzern wie Palisander oder Bambus, werden ohne Nägel errichtet, nach einer traditionellen Technik, die auf Zapfen- und Schlitzverbindungen basiert. Streng von Osten nach Westen ausgerichtet, folgen sie einer durch die Tradition bestimmten Orientierung. Jedes Element – Tür, Wand, Alltagsgegenstand – hat einen festen Platz, eingebettet in ein System von Glaubensvorstellungen und über Generationen weitergegebenen Regeln. Diese Dörfer sind heute Teil des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO.

Die Zafimaniry, ein Unterstamm der Betsileo, ließen sich bereits im 18. Jahrhundert in dieser Region nieder – auf der Suche nach Schutz vor Umweltzerstörung und politischer Instabilität. Heute ist die Gemeinschaft auf rund hundert Dörfer und Weiler verteilt, wobei Ambohimitombo das Verwaltungszentrum bildet. Eine ihrer international am meisten bewunderten Fähigkeiten ist die Holzbearbeitung. Mehr als zwanzig lokale Holzarten werden verwendet, um architektonische Elemente und Möbelstücke zu schaffen, die allesamt mit kodifizierten geometrischen Mustern verziert sind, voller Bedeutung und Symbolik.

Diese Muster sind weit mehr als nur Dekoration. Das Tanamparoratra, das an ein Spinnennetz erinnert, symbolisiert familiäre Verbindungen; das Papintantely, inspiriert von einer Honigwabe, feiert die gemeinschaftliche Organisation. Das Haus selbst wird zu einem Kunstwerk, in dem jedes Detail von der Identität, dem sozialen Status und den Werten der Familie erzählt. Diese kunsthandwerklichen Traditionen, auch wenn sie nur eine begrenzte Motivvielfalt aufweisen, zeichnen sich durch eine Kreativität aus, die jedes Werk einzigartig macht. Sie zeugen auch von einem reichen kulturellen Erbe mit austronesischen, arabischen und teilweise europäischen Einflüssen.

Der Alltag in einem Zafimaniry-Dorf ist einfach. Die Häuser bestehen meist aus nur einem Raum, schlicht eingerichtet. Die Möbel beschränken sich oft auf einen Hocker. Die Männer pflegen die Kunst der Holzschnitzerei, während die Frauen Hüte und Matten flechten und sich um landwirtschaftliche sowie häusliche Aufgaben kümmern. Jede Familie bewirtschaftet in der Regel ein Reisfeld, und die Praxis des Tavy (Brandrodung) ist weiterhin verbreitet. Um diese Dörfer zu erreichen, sind oft mehrere Stunden Fußmarsch durch Waldpfade nötig; nur Antoetra ist mit Fahrzeugen zugänglich und gilt als Eingangstor für Besucher.

Im Jahr 2008 erkannte die UNESCO das handwerkliche Wissen der Zafimaniry als immaterielles Kulturerbe der Menschheit an und hob den universellen Wert ihrer Traditionen hervor. Doch diese Anerkennung bringt auch eine Herausforderung mit sich: dieses Erbe vor Bedrohungen wie Abholzung, touristischem Druck und dem rasanten Wandel der Lebensweisen zu schützen. Denn dieses lebendige Erbe darf nicht auf eine bloße Attraktion reduziert werden – es ist Ausdruck einer tiefen Beziehung zur Welt, zur Natur und zur Geschichte, die die Zafimaniry trotz der Umwälzungen der Zeit weiterleben.

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