Etwa 140 km nordwestlich von Antananarivo, im Bezirk Ankazobe, liegt das Sonderreservat Ambohitantely. Es beherbergt eines der letzten Fragmente des ursprünglichen Regenwaldes auf dem zentralen Hochland Madagaskars. Das Reservat erstreckt sich über 5.600 Hektar, davon 1.800 Hektar Primärwald und 3.800 Hektar Graslandsavanne, auf Höhenlagen zwischen 1.300 und 1.650 Metern.
Dieser Reliktwald, isoliert inmitten von Grasflächen, ist ein wertvolles Refugium für eine außergewöhnliche und meist endemische Biodiversität. Zu den bemerkenswerten Pflanzenarten zählen seltene Bäume und Palmen wie Asteropeia amblyocarpa und Schizolaena tampoketsana, sowie gefährdete Palmenarten wie Dypsis onilahensis, Dypsis decipiens und Dypsis oropedionis, die als besonders schützenswert gelten.
Auch die Tierwelt spiegelt den ökologischen Reichtum der Region wider. Drei Lemurenarten leben hier: der Rotbraune Mausmaki (Microcebus rufus), der Östliche Wolllemur (Avahi laniger) und der Braune Lemur (Eulemur fulvus). Unter den seltenen Vogelarten befinden sich der Madagaskarweihen (Circus macrosceles) und der Schopfigel (Lophotibis cristata). Außerdem gibt es zahlreiche Reptilien- und Amphibienarten, darunter winzige Chamäleons der Gattung Brookesia sowie das spektakuläre Riesen-Tausendfüßer Zoosphaerium darthvaderi, der ausschließlich in diesem Reservat vorkommt.
Neben seinem ökologischen Wert spielt das Sonderreservat Ambohitantely eine wichtige Rolle im Naturschutz des zentralen Hochlands. Es wird von Madagascar National Parks verwaltet und dient als Schutzgebiet für bedrohte Arten in einer durch menschliche Aktivitäten stark beeinträchtigten Landschaft.
Der Zugang erfolgt über das Dorf Firarazana, etwa 30 km nördlich von Ankazobe. Vor Ort finden Besucher ein kleines ausgestattetes Camp (Unterstand, Küche, sanitäre Anlagen) und mehrere markierte Wanderwege mit Aussichtspunkten über den Wald und die umliegende Savanne.
Ambohitantely ist eines der letzten lebenden Zeugnisse der ursprünglichen Hochlandwälder Madagaskars. Ein Besuch bietet nicht nur die Gelegenheit, dieses Naturerbe zu entdecken, sondern auch das Bewusstsein für seine dringende Erhaltung zu stärken. Ein kleiner Tipp: Nehmt Verpflegung mit – die Umgebung ist abgelegen, ohne Strom und touristische Infrastruktur, es sei denn, ihr möchtet euch auf ein lokales Mahl einlassen.