Fady in Madagaskar: Tabus und Verbote

Die Fady bezeichnen tief verwurzelte Tabus und Verbote in der madagassischen Kultur und sind ein wesentlicher Aspekt, den man bei einem Besuch auf der Insel beachten sollte. Sie betreffen Verhaltensweisen, Orte, Nahrungsmittel oder soziale Praktiken. Diese Regeln werden mündlich von Generation zu Generation weitergegeben und aus Angst vor Unglück oder dem Zorn der Ahnen (razana) respektiert. Sie variieren stark von Region zu Region, ja sogar von Dorf zu Dorf, und es ist für Besucher oft schwer, sie ohne Erklärung zu erkennen.

Besondere Vorsicht ist an heiligen Orten geboten. Der Zugang zu bestimmten Stätten, insbesondere zu Grabstätten, kann strengstens verboten sein. Doch Fady beziehen sich nicht nur auf Orte: Auch einfache Gesten wie das Zeigen auf ein Grab, das Pfeifen in der Nacht oder das Treten gegen eine Mauer gelten mancherorts als tabu. Verstöße werden oft als schwerwiegend angesehen und mit Krankheit, Unglück oder gar dem Tod in Verbindung gebracht.

Es gibt auch Fady in Bezug auf Nahrungsmittel. In einigen Regionen ist Schweinefleisch verboten, während im Süden Madagaskars der Verzehr von Schildkröten für bestimmte Gruppen tabu ist. In anderen Gegenden sind Eier, Knoblauch oder Ziegenfleisch an bestimmten Tagen oder für bestimmte Familien oder Abstammungslinien verboten.

Einige Fady betreffen die Natur: Wälder, Seen oder Hügel gelten als heilig. Der Zugang oder die Nutzung dieser Orte ist manchmal an Rituale gebunden. In manchen Regionen ist es aus spirituellen oder ökologischen Gründen verboten, bestimmte Pflanzen zu pflanzen oder in bestimmten Gebieten zu jagen.

Weitere Fady stehen im Zusammenhang mit der Familie und dem Ahnenkult. Inzest (Fadibe) ist in allen madagassischen Gesellschaften streng verboten. Zudem kann jede Familie oder Abstammungslinie ihre eigenen Tabus haben, die oft auf historischen oder mythischen Erzählungen basieren.

Fady spielen eine wichtige Rolle beim Schutz von Menschen, Familien und der Umwelt. Sie können mit Amuletten (kalo) verbunden sein, die angeblich diejenigen bestrafen, die gegen die Regeln verstoßen. Diese Glaubensvorstellungen sind auch in städtischen Gebieten noch lebendig und entwickeln sich mit der Zeit weiter.

Besuchern wird dringend empfohlen, sich vor dem Besuch eines Ortes oder der Teilnahme an einer Zeremonie über die lokalen Fady zu informieren. Die örtlichen Führer können Ihnen die wichtigsten Regeln erklären. Wer die Fady respektiert, zeigt Achtung vor der madagassischen Kultur.

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